„Da müssen Sie hin, unbedingt!“ – Die schrecklichsten Urlaube passierten immer, wenn ich auf obige Worte gehört habe. Hier meine Negativ-Top-10 der Reisedestinationen
1. Cinque Terre: Dauerregen, überbevölkerte Gassen zum Wasser runter – und schlechteste Pizza ever.
2. Eisenbahn Schweiz: Schönste Strecke einspurig über die Alpen – langweiligste Gäste: Die uns gegenüberliegende Amerikanerin auf dieser luxuriösen Sonderfahrt legte sich über zwei Sitze und setzte sich eine schwarze Augenklappe auf, weil sie keine Lust hatte, die Schweiz zu sehen!
3. Das schönste Dorf Frankreichs, nahe Heidelberg: Rippenweiher, schlimmste französische Küche, egal wo wir hin gingen. Man wurde in abendliche tiefe Keller geführt, wo es flachgeklopfte Schuhsohlen als Rumpsteak gab.
Wo noch? Wir erinnern uns mal ein wenig:
4. Mare Nostrum Insel XY – 2000 Gäste-Kasten plus es gibt jeden Abend All-You-Can-Eat-Buffet. Ein krankes Kind, das am nächsten Tag aus dem Schlaf nicht mehr aufwacht und der Hotelarzt, der auch nur sagte, in meine Praxis fahren, sonst weiß ich auch nichts… (zum Glück, sagte das Kind dann im Taxi. Hey, was macht ihr denn mit mir?)
5. Dann Mare Nostrum zum zweiten: ein Tourist am Strand, der wegen seines nicht getragenen Hörgeräts wohl von vorbei galoppierenden Kamelen umgeritten bewusstlos ins Zimmer getragen wurde. Der Arzt kam. Gute Miene, guter Anzug, Schlipps. Er klappte seine Arzt Tasche auf rechts 20 Schlafmittel, links 20 Schmerzmittel, nichts Weiteres und er sagte Transport in die Hauptstadt sei zu gefährlich. Entweder er lebt morgen noch oder nicht (mit Ersterem hatte er recht)
6. Mare Nostrum drei, dies weiß ich sogar noch den Namen der Stadt auf Mallorca: Magaluf. Alle Lokale voller betrunkener Engländer. Das konnte man noch aushalten, aber das Zimmer so voll mit Mücken, dass ich ab 23:00 Uhr angefangen habe, sie einzeln an die Wand zu klatschen und da die meisten vorher gestochen hatten, gab es immer ein großer Blutfleck – was das kosten würde, das Zimmer neu zu lackieren. Wir zitterten, aber am nächsten Tag war das gesamte Zimmer wieder weiß gestrichen.
7. Da bleibt einem nur noch das Glück eines fetten Reisegewinns, dass mir mal folgendermaßen geschildert wurde: „Allerherzlichsten Glückwunsch!! Sie haben den Hauptpreis gewonnen, eine Traumreise!!! Bitte unten angeklebt an diesem Bogen finden Sie die dazugehörige Schlaftablette!
8. Eine Kindheitserinnerung, ein Hotel in Österreich, unsere Mutter mit vier Kindern und Vater musste zu Hause arbeiten. Wir kriegen irgendeine picklige Krankheit. Vielleicht waren es Windpocken, und die Wirtin sagte, wir müssen sofort das Hotel verlassen, und wir wurden in die städtische Notunterkunft umquartiert. Mein Vater konnte uns aber nicht abholen, weil dienstlich beschäftigt. Seitdem ist unsere Familie nie wieder nach Österreich gereist.
9. Mare Nostrum aber vor 60 Jahren: mit dem Auto noch runter gefahren mit zwei Kindern und völlig überrascht von der unglaublichen Hitze (nachts 35°) alles verbuchbar unter „so ist es dort“ aber dann muss man beim Schwimmen im Wasser morgens sich immer die Toilettenpapierschlangen von der Schulter ziehen, weil die Abwässer des Hotels in die einzige Meeresbucht gingen.
10. Dieses Haus an der Schwarzwaldhochstraße ist eine wunderbare Lokal-Posse in 5 Akten:
Akt I: Die glücklichen Erben strahlen.
Akt II: Auflage der Gemeinde, das Haus mit Doppelglasfenstern zu sanieren.
Akt III: Den Erben fehlt das Geld und sie beschließen die Rückeroberung des Hauses durch die Natur. Es steht drei Jahre leer.
Akt IV: Die Gemeinde sammelt weitere drei Jahre lang verzweifelt Geld, damit das hässliche touristenabschreckende Haus abgerissen werden kann.
Akt V: Der NABU entdeckt eine seltene Fledermausart im Haus und es darf nicht mehr abgerissen werden. Mittlerweile haben wir neun Jahre nach dem Erbfall. (Heidelberg lässt grüßen, Baueinstellung des Hauses hinter dem Vater Rhein im Schlossgarten.)
Merke: ob Norden Süden, Osten, Westen: zu Hause ist es doch am besten!
Aber Nachsatz: auf der Fahrt durch Südfrankreich mit dem Auto fanden wir in der Stadt Pau spät nachts kein Hotel mehr alles war wie tot, leer, dunkel, ausgebucht: wir fuhren weiter und plötzlich tat sich der Himmel auf. Es war genau wie, wenn man von der Wüste sich Las Vegas nähert. Plötzlich ein blauer Himmel plötzlich Tausende von Lichtern plötzlich lebendige Musik, Straßen voller Leute und das alles um 2:30 Uhr morgens. Wir kamen an, (absolut durch Zufall und völlig überraschend) im Lourdes, der Wallfahrtstadt, und sofort fanden wir ein Hotel. Eine gute Pizza und fröhliche Menschen und wir profitierten völlig überraschend vom Segen der katholischen Kirche!