Liebe Patientinnen und Patienten,
hier die wichtigsten Informationen vorab: Unsere Praxis bleibt in der Osterwoche geschlossen.
Vom 22. bis 25. April übernehmen Dr. Spacek, Dr. Wang und Dr. Castor die Vertretung.
Am 8. Mai startet unser neuer Kurs „Waldweben – Autogenes Training im Freien“ im Schlossgarten. Achtsamkeit in der Natur unterstützt Stressabbau und Erholung. Anmeldungen sind per E-Mail oder telefonisch möglich.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Osterzeit und viel Freude beim Lesen des April-Rundbriefs! Diesmal dreht sich alles um die Zeit – passend zur Zeitumstellung. Drei besondere Uhren nehmen uns mit auf eine Reise durch Natur, Heimat und Wissenschaft.
Mit herzlichen Grüßen
Verena Jung, Christoph Jung, Dieter Jung und das gesamte Praxisteam
Hurtig leben, Rosen blühn
Rosen pflücke, Rosen blühn,
Morgen ist nicht heut’!
Keine stunde laß entfliehn,
Flüchtig ist die Zeit!
Trinke, küsse! Sieh’, es ist
Heut’ Gelegenheit!
Weißt du, wo du morgen bist?
Flüchtig ist die Zeit!
Aufschub einer guten That
Hat schon oft gereut!
Hurtig leben ist mein Rath,
Flüchtig ist die Zeit!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim 1719 – 1803
Ehmals glaubt ich, alle Küsse
Ehmals glaubt ich, alle Küsse,
die ein Weib uns gibt und nimmt, seien uns, durch Schicksalschlüsse, schon urzeitlich vorbestimmt.
Küsse nahm ich und ich küsste so mit Ernst in jener Zeit,
als ob ich erfüllen müßte Taten der Notwendigkeit.
Jetzo weiß ich, überflüssig,
wie so manches, ist der Kuss,
und mit leichtern Sinnen küss ich, glaubenslos im Überfluss!
Heinrich Heine 1797 – 1856
Anmerkung:
Eine niederländische Studie zeigt, dass ein inniger Kuss zwischen zwei Menschen von etwa 10 Sekunden einen Austausch von 80 Millionen Bakterien bedeutet.
Die Blumenuhr
Sie ist eine wunderbare Entdeckung: Jeder Monat schenkt uns seine eigenen Blüten, die genau in diesem Moment des Jahres einen Spiegel der unermesslichen Kraft der Natur zeigen.
Der Januar wird geprägt vom leuchtend gelben Winterjasmin, der in dichten Blüten auf den Verkehrsinseln Heidelbergs erstrahlt. Im Februar erfreuen uns die zarten Blüten der Bellis perennis (Latein für „die Schöne, die das ganze Jahr blüht“), besser bekannt als Gänseblümchen. Der März bringt die wunderbaren Veilchen auf den Stückgarten des Schlosses. Im April blüht der Spitzahorn, überall im Schlossgarten zu bewundern. Der Mai zeichnet sich durch den frischen Mai-Wuchs an allen Tannen aus. Der Juni ist die Zeit der Esskastanie – am 6. Juni entfaltet sie ihre gelben Blüten in einer beeindruckenden Explosion auf dem Königsstuhl.
Im Juli leuchten die hohen Blütenkelche des Fingerhuts (Digitalis) im Felsenmeer. Der August trägt die ersten reifen Früchte der Brombeeren. Im September blüht die Herbstzeitlose, die wie ein Krokus aussieht und z. B. an der Bushaltestelle „Oberer Fauler Pelz“ in dichter Pracht zu finden ist. Der Oktober gehört den Weinreben – ein Spaziergang durch das Weingut Clauer in Rohrbach lohnt sich. Im November zeigt sich das Besondere: die zarte Efeublüte, überall rund um das Schloss. Im Dezember suchen wir die letzte übergebliebene Rose – und wir werden sie immer finden.
Die Zahl 12 strukturiert unseren Kalender in Monate und unsere Uhr in Stunden. Sie dient als bewährtes Maß für Abläufe und erleichtert uns die Einordnung von Daten und Fakten. Auch die Geschichte Heidelbergs lässt sich anhand von zwölf prägenden Ereignissen nachzeichnen – werfen wir also einen Blick auf die Zeiger der Heidelberg-Uhr.
Die Heidelberg-Uhr
00:00 Die erste Stunde ist der Homo Heidelbergensis vor 500.000 Jahren: Gratulation! Schon unser Homo-Sapiens-Großvater ließ sich an einem lebenswerten Orte im ganzen Europa nieder
01:00 Die erste urkundliche Erwähnung Heidelbergs: Die kleine Peterskirche „extra muros“ wird 1196 durch die Erwähnung eines „plebanus Kunrad zu heidelberch“ erwähnt.
02:00 Es gibt zwei Burgen: eine auf der Molkenkur und bald darauf eine weitere – das heutige Schloss. Die obere Burg wird am 25. April 1537 durch einen Blitzeinschlag und die Explosion eingelagerten Schwarzpulvers weitgehend zerstört.
03:00 Unser genialer Kurfürst kontaktiert den Papst und bittet darum, zwischen Prag und Paris eine dritte, deutschsprachige Universität gründen zu dürfen. Am 10. Oktober 1386 findet die erste Vorlesung statt.
04:00 Im Gefängnisturm „Seltenleer“ lässt unser Kurfürst beim Konstanzer Konzil 1414 den dritten Papst Johannes für Lösegeld festsetzen.
05:00 1556: Unser Kurfürst Ottheinrich führt Heidelberg in die neue Modereligion – wir werden evangelisch.
06:00 1563: Mit dem Heidelberger Katechismus wird die neue Religion universitätsweit festgeschrieben.
07:00 1613: Die Hochzeit von Rhein und Themse – unser Kurfürst heiratet Elisabeth Stewart.
08:00 Schlechte Karten: Unser Kurfürst verheiratet seine Tochter Lieselotte mit dem Bruder des französischen Sonnenkönigs, was später zur Niederbrennung von ganz Heidelberg führt.
09:00 1806: Die Reanimation der Universität Heidelberg gelingt. Sie erhält den neuen Namen „Ruperto Carola“ und blüht unter dem Juristen Professor Thibaut wieder auf.
10:00 1720: Der Kurfürst verlässt Heidelberg, um das Mannheimer Schloss zu bauen. Das Schloss in Heidelberg verfällt zur Ruine, wird aber zur Geburtsstätte der Romantik.
11:00 „Heidelberg wollen wir schon, denn wir wollen hier wohnen“: Glücklicherweise entgeht Heidelberg kriegerischen Zerstörungen und bleibt im barocken Wiederaufbau so schön wie vor dreihundert Jahren.
Hier beginnt das Heute.
Die Medizingeschichte ist geprägt von bahnbrechenden Entdeckungen und wegweisenden Fortschritten. Seit Jahrtausenden bemühen sich die Menschen, Krankheiten zu verstehen und die Gesundheit zu erhalten. Von den Heilmethoden der Frühzeit bis zu den Errungenschaften der modernen Wissenschaft – diese zwölf Glockenschläge der Medizin-Uhr veranschaulichen eine faszinierende Entwicklung.
Die Medizin-Uhr
00:00 Die genetisch prägende erste Stunde der Menschheit umfasst über 100.000 Jahre: die Steinzeit. Damals gab es nur gelegentlich Fett und Fleisch – hauptsächlich ernährten sich die Menschen von Beeren und Wurzeln. Brot war noch unbekannt, von Kartoffeln, Reis oder Zucker ganz zu schweigen.
01:00 Hippokrates (ca. 300 v. Chr.) ordnet die Charaktermerkmale von Menschen und ihre Krankheiten in vier Quadranten: sanguinisch (fröhlich, lustig), melancholisch (schwarzgallig, dauertraurig), cholerisch (wütend, impulsiv, aber verzeihend) und phlegmatisch (träge, interessenlos).
02:00 Galen (ca. 2. Jahrhundert n. Chr.) definiert die fünf klassischen Anzeichen einer Entzündung: Tumor, Dolor, Calor, Rubor, Functio laesa – zu Deutsch: Schwellung, Schmerzen, Überhitzung, Rötung und Funktionseinschränkung.
03:00 Nach dem Niedergang medizinischen Wissens im Mittelalter stellt Paracelsus die bahnbrechende Erkenntnis auf: Dosis facit venenum – die Dosis macht das Gift. Es kommt auf die Menge an, ob etwas Heilmittel oder Gift ist.
04:00 Samuel Hahnemann (Begründer der Homöopathie) betont die Bedeutung der Reinheit einer Substanz und die genaue Beobachtung ihrer Wirkung.
05:00 Ignaz Semmelweis setzt die Hygiene auf die medizinische Tagesordnung: Er erfindet das Händewaschen und revolutioniert so die Infektionsprävention.
06:00 Der Landarzt Edward Jenner entwickelt die bahnbrechende Pockenimpfung. Die Kuhpocken schützen vor den tödlichen Pocken. Die Impfung ist bis heute der weltweit größte Retter vor einem vorzeitigen Tod.
07:00 Louis Pasteur entdeckt die Methode des Pasteurisierens – das Erhitzen, das Krankheitserreger abtötet – und bringt so eine weitere medizinische Revolution, ohne Bakterien selbst zu kennen.
08:00 Robert Koch entdeckt die unsichtbaren Übeltäter – die Bakterien – unter dem Mikroskop und legt damit den Grundstein der modernen Bakteriologie.
09:00 Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die Röntgenstrahlen und ermöglicht so faszinierende Einblicke in den menschlichen Körper – bis tief in die Knochen.
10:00 Sigmund Freud deckt auf, dass unsere Entscheidungen oft nicht bewusst getroffen werden. Unser „Es“, getrieben von unbewussten Trieben, lenkt uns – ein Konzept ähnlich den griechischen Göttern.
11:00 Alexander Fleming entdeckt durch einen glücklichen Zufall das erste Antibiotikum, Penicillin. Aufgrund zunehmender Resistenzbildung bei Bakterien stehen wir vor der Herausforderung, innovative Lösungen zu finden. Vielleicht nähern wir uns damit wieder dem Punkt „12:00 Uhr“!
On Our Own Behalf: About People and Dogs
At the Dres. Jung practice, we remain true to ourselves and are now in our 26th year of sending out our monthly newsletter. This makes it one of the most consistent blogging platforms in Heidelberg.
The idea was born out of pure enthusiasm for the many possibilities offered by the combination of the Internet and e-mail, which were still relatively new technologies at the time. Who would have thought back then that the online world would develop the way it has in the following decades?
Well, we’ve had our blog for a while now, and we’ll certainly continue it for the time being—because pointless, incessant barking has never been our thing!
Good to Know
Dear English-speaking readers: Did you know that you can access our former website via the „Archive“ button at the bottom of this page? Right under the „Newsletter and Blog“ section, you’ll find over 300 carefully crafted articles spanning more than 26 years of practice history – along with countless cartoons and anecdotes in English. Enjoy reading!
Homerisches Lachen
Mit dieser Karikatur des französischen Zeichners Daumier (1808-1879) verabschieden wir Sie in den Monat April. Zu sehen sind Mars und Venus (römisch: Ares und Aphrodite) in der Falle, die ihnen der von ihnen hintergangene Hephaistos (römisch: Vulcanus) gestellt hat. Beim Anblick dieser Szene, brechen selbst die Götter des Olymps in ein homerisches Gelächter aus.
Übrigens, während die Götter bei Homer nur einmal lachen, dann aber gleich in ein „unauslöschliches Gelächter“ ausbrechen, lacht der Gott der Christen in der Bibel gleich zweimal: in Psalm 2 und Psalm 37. In beiden Fällen ist sein Lachen jedoch weniger Ausdruck von Freude als vielmehr ein Zeichen seiner Überlegenheit.
Interpretation der Karikatur (Katalog der Daumier-Ausstellung von 1981)
In der Gestaltung dieses Blattes greift Daumier eine Geschichte aus dem Leben der antiken Götter auf, die schon von alters her nicht immer als die olympischen, über alles erhabenen Wesen dargestellt wurden, sondern deren menschlich-allzu-menschliche Seiten man erkannt hatte. Mars, der Gott des Krieges, hatte sich auf ein Abenteuer mit der Göttin der Liebe, Venus, eingelassen und war dabei von dem Gotte Neptun und dem erzürnten Ehemann der Venus – dem Vulcan – überrascht worden. Vulcan hatte sie in einem eigens für diesen Zweck von ihm kunstvoll geschmiedeten Netz eingefangen und vor die Götter des Olymps geschafft. Ganz links im Hintergrund steht Jupiter, trotz seines Strahlenglanzes ohne rechte Würde, zur Rechten blickt Neptun, seinen Dreizack in der Hand, feixend zur Seite; in der Mitte empört anklagend, auf Jupiter einredend der gehörnte Ehemann Vulcan. Im Vordergrund das schuldige Paar in der ,,erotischen Falle“, von der die Legende spricht.
Es hebt sich vor dem Mittelgrund ab, den Daumier ganz unauffällig gestaltet hat, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die zentrale Gruppe zu lenken. Venus, die sich wie eine Badende am Strande hinkauert, hat nichts mit der Schönheit der Venus von Milo gemeinsam, die das Pariser Publikum im Louvre bewunderte. Sie ist eine vulgäre Sterbliche, schaut drein wie eine dümmlich aussehende Grisette, der solche kompromittierende Situationen nicht ungewohnt sind. Mars, der kriegerische Gott, der selbst beim Liebesspiel den Helm nicht ablegt, sitzt wie ein trotziges Kind mit ausgestreckten Beinen und über der Brust gekreuzten Armen da und schielt verdrossen mit herabgezogenen Mundwinkeln auf das kleine Konzil der über ihn beratenden Götter.
Daumier, ein Meister der physiognomischen Gestaltung, schafft ein groteskes Detail: die Nase des Heroen dringt durch eine Masche des fatalen Netzes. Von der Idealität und der Macht der Göttin, ihrer Anmut, ihrer Schönheit und Verführung bleibt ebenso wenig wie von dem Heroentum des Kühnen, alles bezwingenden, männlichen Gottes des Krieges übrig.